B. Der Aufbau des Pfarrlebens (1897 bis 1914)

Die Loslösung der Filiale Bonneweg von der Mutterpfarrei Hollerich bedingte das Schaffen einer Reihe von Institutionen, um die Pfarrei zu gestalten. Kirche und Pfarrhaus waren vorhanden. Pfarrer Thinnes nahm Wohnung im Pfarrhaus. Die neuen Pfarrbücher mussten angelegt werden. Zur materiellen Verwaltung wurde eine sog. Kirchenfabrik gegründet, dieei von einem Kirchenrat geleitet wurde: 5 Männer aus Bonneweg wurden hierzu ernannt (3 vom Bischof, 2 vom Kultusminister). Dazu kamen von Amts wegen der Pfarrer, sowie der Bürgermeister der Zivilgemeinde Hollerich. Sie sollten der Kirchenfabrik als juristische Trägerin des Eigentums der Pfarrei und Fürsorgerin der materiellen Bedürfnisse des Kultes vorstehen. Außer dem Mobiliar der Kirche und den zwei Glocken besaß die Pfarrei kein Eigentum; nur die wenigen Kapitalien der religiösen Stiftungen wurden von der Kirchenfabrik von Hollerich übernommen.

 

Seit 1866 wirkten bereits Schulschwestern als Lehrerinnen in der neuen Pfarrei.Seit 1882 gab es auch einen kirchlichen Verein, den Sankt-Joseph-Männerchor. Auch rein weltliche Vereine gab es schon in Bonneweg: den Handschuharbeiterunterstützungsverein (gegründet 1858), die freiwillige Feuerwehr (gegründet 1872) und den Bonneweger Turnverein (gegründet 1873). Im Jahre 1898 wurde dann die Musikgesellschaft „Fanfare de Bonnevoie“ ins Leben gerufen, die sich wie auch die Feuerwehr an allen kirchlichen Feiern beteiligte.

 

Die eigentliche Seelsoregarbeit geschah natürlich vorwiegend im Gottesdienst in der Kirche, aber auch in der Lehre und Festigung des Glaubens und der Moral in der Schule und in den Versammlungen und Vereinigungen mannigfaltiger Art. Religionsunterricht (mit Vorbereitung auf Erstkommunion oder Firmung), Standesunterweisungen und Vereinsarbeit waren neben Gottesdienst und Sakramentenspendung Hauptarbeitsfeld des Pfarrers und ab 1901 des Vikars. Die Schulschwestern der Christlichen Lehre wirkten vorwiegend als Lehrerinnen und Katechetinnen, nahmen sich aber auch der ambulanten Krankenpflege und des sozialen Engagements der Kirche an im Dienst an dem Nächsten.

 

1901 wurde zum ersten Mal die Fronleichnamsprozession in Bonneweg abgehalten. Auch Arbeiten am Mobiliar der Kirche (speziell am Hauptaltar), Einrichtung der Zentralheizung, Ersetzung des fehlerhaften Gipsgewölbes, Dekorationsarbeiten im Chor, Anschaffung der Orgel sind von der Kirchenfabrik ausgeführt oder veranlasst worden.

 

1908 wurde der katholische Arbeiterverein gegründet, der nach und nach eine gute kirchlich-religiöse Tätigkeit entfaltete: Versammlungen, Studienzirkel, Teilnahme an Prozessionen, Wallfahrten, Monatskommunion.

 

Der erste Pfarrer starb bereits im Jahre 1914 und erhielt Mathias Erasmy zum Nachfolger kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges.