E. Der Neuaufbau von Kirche und Pfarrei nach dem II. Weltkrieg

Der bisherige Pfarrer Nicolas Boss musste wegen Krankheit 1945 in den Ruhestand treten und wurde durch Pfarrer Paul Heinen ersetzt, der mit drei Vikaren die Seelsorge leiten und den Neuaufbau der Kirche bewerkstelligen sollte. Aber erst 1949 waren die Pläne zum Neubau einer Kirche soweit gediegen, dass die Ruinen der alten Kirche abgetragen wurden und der Grundstein für die neue Kirche gelegt wurde. Dabei wurde der Titel der Kirche umgeändert und die neue Kirche mit der Pfarrei und der Ortschaft Bonneweg unter den Schutz von Maria, der Friedenskönigin gestellt. Nebenpatrone blieben der hl. Joseph und die hl. Irmina. Im Herbst 1950 wurden anstelle der zwei zerstörten Glocken zwei neue geweiht, die neben der erhaltenen dritten Glocke das Geläute der neuen Pfarrkirche bilden sollten.

Im Juli 1951 fanden dann bereits die ersten Sonntagsgottesdienste in dem im Rohbau fertiggestellten Kirchenraum statt. Im Herbst war die Krypta unter dem Chor der Kirche für den täglichen Gottesdienst bereit, bis dann schließlich im Sommer 1952 die Gottesdienste wieder alle in der Kirche gefeiert wurden.

Ab Herbst 1944 nahm aber das kirchliche Vereinsleben sofort einen neuen Anlauf und nach und nach wurden die Vereine neu gegründet und aufgebaut: der Cæcilienverein, die katholische Männeraktion, die Scouts St Louis, die „Action catholique de la jeunesse masculine“ (später die JOC = Jeunesse ouvrière chrétienne), der Vinzenzverein der Männer (die sog. Vinzenzkonferenz), die Guides Ste Irmine, die LJM (Lëtzebuerger Jongmeedercher), ein Paramentenverein, die „Legio Mariæ“ der Frauen, die „Équipe d’entraide St Vincent de Paul“ der Frauen.

Die Pfarrbibliothek funktionnierte wieder, nachdem manche der im Krieg konfiskierten Bücher wiedergefunden und viele neue hinzugekommen waren. Auch Buchausstellungen wurden in den nächsten Jahren veranstaltet.

Es folgten viele Vereinsfeiern, Fahnenweihen, aber auch so manche Primizfeier junger Bonneweger Priester: 1951 Michel Behm, 1955 René Ponchelet, 1957 Antoine Nimax, 1958 Laurent Drees und François Reckinger, 1962 Roger Heintz und 1968 Jean Hierzig. 1959 war eine von den Jesuitenpatres gepredigte Volksmission und 1966 die große Stadtmission aller Pfarreien Groß-Luxemburgs. Zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege wurde 1957 eine Gedenkstätte auf dem erweiterten Friedhof eingeweiht.

Während all dieser Jahre ging die künstlerische Ausstattung der Pfarrkirche stetig voran. Da gibt es die großen Fenstergestaltungen von Gustave Zanter, François Gillen, Emile und Joseph Probst: die heiden Querhausfenster, die die Stelle Mariens im Heilsgeschehen hervorheben, die Langhausfenster mit den Heiligengestalten der Luxemburger Kirchengeschichte, die Fenster im Treppenhaus zur Krypta zur Erinnerung an die Zisterzienserinnenabtei von Bonneweg. Dann finden sich bald die bildhauerischen Arbeiten von Albert Hames: der monumentale Kreuzweg, die Darstellung des Auferstandenen, die Pietà zum Gedenken an die leidvolle Zeit des II. Weltkriegs, die Herz-Jesu-Statue, die Statue der Trösterin der Betrübten, des hl. Joseph, das Abendmahlrelief am später aufgestellten Zelebrationsaltar. Die Chorrückwand trägt als Glanzstück die Kreuzigungsgruppe von Emile Probst. Erwähnen wir noch die Tabernakeltür am Hochaltar von Camille Cotruyt, das Taufbecken von Charles Kohl, sowie das Mosaik von Ben Heyart (Taufe Jesu) in der Turmkapelle. Die Eingangsfassade der Kirche ziert eine monumentale Mosaikkomposition zum Marienpatrozinium von Gabriel Loire aus Chartres. Gleichzeitig mit der künstlerischen Ausstattung des Kirchenbaues wurde auch die neue Orgel errichtet.

Diese große Kirchen- und Konzertorgel von Kemper wurde 1957 eingeweiht. Weisen wir auch, um die Aufstellung des Mobiliars zu vervollständigen, noch hin auf die drei Glocken, die schon 1952 ihren Platz im majestätischen Kirchturm fanden.

%     Die Christ-Königs-Glocke (Schlagton re) aus der Glockengießerei M. Michiels in Tournai (1820 kg), geweiht am 10. April 1938;

%     Die Muttergottesglocke (Schlagton mi) aus der Glockengießerei Rüetschi, Aarau, Schweiz (1211 kg), geweiht am 8. Oktober 1950;

%     Die Josephs-Glocke (Schlagton sol) aus der Glockengießerei Rüetschi, Aarau, Schweiz (737 kg), geweiht am 8. Oktober 1950.

Krönung und Abschluss des Neubaues der Bonneweger Kirche war die Konsekration durch Bischof Lommel am 27. Juni 1965. Nach 14 Jahren Seelsorgearbeit trat Pfarrer Paul Heinen in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Henri Treff.