Das Pfarrleben ging während des Krieges vorerst normal weiter, wurde
aber bald von den Ereignissen und Nöten des Krieges überschattet.Die
Bevölkerungszahl der nach dem Aufhören der Handschuharbeit zur
Eisenbahnerortschaft gewordenen Pfarrei war ständig angestiegen von 1100 Seelen
im Jahre 1897, auf 2250 im Jahre 1901 und auf 4600 im Jahre 1916. Darum wurde
im Jahre 1916 bereits ein zweiter Vikar nach Bonneweg berufen.
Im Jahre 1915 wurde der Cæcilienverein von Bonneweg zur ausschließlichen
Pflege des Kirchengesangs gegründet, da der frühere Sankt-Joseph-Männerchor nur
mehr die weltliche Tätigkeit fortführte bis zum zweiten Weltkrieg unter dem
Namen „Société Chorale La Concorde“.
Aber bald brachte der Krieg viele Sorgen für die Bevölkerung:
Lebensmittelknappheit und mehrmals Bombenabwürfe 1918 auf die Eisenbahn und die
Ortschaft, mit zahlreichen Todesopfern, sodass eine Reihe von Familien ihre
Wohnungen in Bonneweg verließen und vorübergehend im großherzoglichen Schloss
in Walferdingen untergebracht wurden.
Am 11. November konnte dann Bonneweg aufatmen und das Aufblühen der
Ortschaft ging weiterhin rasch voran. 1922 wurde auf dem Friedhof ein Denkmal
zur Erinnerung an die Opfer des Krieges (Legionäre und Fliegeropfer)
eingeweiht. Am 22. Juli desselben Jahres wurde dann schließlich die
Sankt-Josephs-Kirche von Bischof Nommesch konsekriert.
Nachdem Pfarrer Erasmy 1923 zum Stadtdechanten ernannt war, folgte ihm in
Bonneweg Pfarrer Nicolas Reinert, der seinerseits 1931 von Pfarrer Nicolas Boss
ersetzt wurde. Es kam in diesen Jahren zu einer wahren Aufbauarbeit des
kirchlichen Vereinswesens. Ein von Pfarrer Erasmy 1915 aufgekauftes Anwesen
mitten in Bonneweg stand den Vereinen zur Verfügung: für die Zusammenkünfte der
Männer im Arbeiterverein (für die Frauen allerdings, die keine eigenen
Vereinsstrukturen kannten, war die Kirche monatlicher Versammlungsort), für die
Aktivitäten besonders der Jugend, Jünglingsverein, Scouts St Louis (jeweils mit
ihren Gliederungen), aber auch die Jefcisten (weibliche Jugend) wechselt sich
Tag für Tag ab mit Versammlungen, Proben, Theateraufführungen, usw. Eine
Pfarrbibliothek bot gegen geringes Entgelt Unterhaltungs- und Belehrungslektüre
für jede Alterskategorie. Der Marienverein und die marianische Kongregation der
Jungfrauen blieben daneben eine rein religiöse Vereinigung der weiblichen
Jugend. Eine Reihe von Frauen aber fanden sich in den zwanziger und dreißiger
Jahren zusammen um unter Leitung einer Schulschwester als „Dames de Charité“
Hilfe für notleidende Familien in der Pfarrei zu leisten.
In der Kirche wurde 1925/26 eine neue Innendekoration von Bruder Notker
von Maria-Laach ausgeführt. Erhebende kirchliche Feiern waren die Primizfeiern
mehrerer Bonneweg Jungmänner, die den Priesterstand erwählt hatten: 1933 Pater
Joseph Barbel und Pater Paul Palgen,; 1935
Joseph Cognioul (zugleich mit dem diamantenen Priesterjubiläum des emeritierten
Pfarrers Bernard Linster),; 1939
Pierre May,;
1941 Ernest Stoffels und François Karels. Volksmissionen wurden 1926 und 1938
von Redemptoristenpatres durchgeführt (vor Errichtung der Pfarrei war schon
1886 eine erste Volksmission). Hervorragendes Ereignis des Jahres 1936 war die
Fünfzigjahrfeier der Errichtung der Sanbkt-Joseph-Kirche
und die Gründung der „Œuvres Paroissiales“ als zivilrechtliche Gesellschaft
ohne Gewinnzweck mit der Zielsetzung der errichErrichtung
einer Kapelle im Ortsteil Bonneweg-Nord (Bongeschgewan), die dem hl. Willibrord
geweiht werden sollte, und eines Vereinshauses im Zentrum der Ortschaft.
Mittels der Volksmission sollte die kirchliche Gesinnung und Praxis der
Pfarrangehörigen gestärkt werden. Neben der bisherigen Marienglocke und der
Sankt-Joseph-Glocke wurde zum Zeichen des Jubiläums eine dritte Glocke von der
Pfarrei angeschafft und von Bischof Philippe am Palmsonntag 1938 eingeweiht. Am
Gründonnerstag bereits konnte sie zum ersten Mai vom Turm herab läuten.
Doch dann brach der zweite Weltkrieg aus und brachte dem luxemburger Land und auch der Pfarrei Bonneweg unsägliches Leid.